PiWi, PiWhat? Rebsorten, die sich wehren können

Es gibt Rebsorten, die brauchen keinen Pflanzenschutz. Sie wehren sich ganz von allein zur Freude von Natur und Winzer*innen. Wie schmecken die Weine aus diesen Ökosorten?

PiWi, PiWhat? Rebsorten, die sich wehren können

Es gibt Rebsorten, die brauchen keinen Pflanzenschutz. Sie wehren sich ganz von allein zur Freude von Natur und Winzer*innen. Wie schmecken die Weine aus diesen Ökosorten?


Habt Ihr Euch schonmal gefragt, warum man nicht einfach überall Wein anbauen kann? Die Rebe ist eine wahre Diva. Sie braucht sehr spezifische Bedingungen unter denen sie gedeiht und uns mit wunderbaren Trauben versorgt. 

Sie braucht bestimmte Böden, bestimmte Standorte und ein ganz bestimmtes Klima: warm und sonnig muss es sein mit mindestens 1.200 Sonnenstunden pro Jahr und 18 Grad Durchschnittstemperatur im Sommer. Die Bedingungen variieren ein bisschen je nach Sorte (deshalb gibts beispielsweise nicht überall Syrah). Nur eine Gemeinsamkeit haben alle Rebsorten: 

Sie hassen zu viel Feuchtigkeit.

Die Rebe ist extrem anfällig für Krankheiten. Vor allem Pilzkrankheiten machen ihr und damit den Winzer*innen zu schaffen. Alle in Europa gängigen Rebsorten sind hier sensibel.

Ganz anders ist das bei der sogenannten Amerikanerreben. Das ist eine in Amerika heimische Rebfamilie, welche die europäischen Migranten bei der Besiedlung Amerikas vorfanden. Sie ist immun gegen Pilzkrankheiten. Das Problem mit der Amerikanerrebe ist jedoch: Die Weine sind nicht genießbar. Deshalb wird aus ihr (bis heute) eher Konfitüre und Saft gemacht.  

Doch vor rund 100 Jahren haben sich Rebzüchter etwas Schlaues einfallen lassen: Sie kreuzten die beliebten europäischen Rebsorten mit der Amerikanerrebe. Das Ziel: eine Kombination aus Geschmack der vertrauten Weinsorten und Widerstandsfähigkeit. Und tatsächlich ging der Plan auf, seither bereichern diese widerstandsfähige Sorten unseren Weltrebspiegel.

Reben, die sich selber wehren

Sie werden als PIWI-Sorten zusammengefasst (pilzwiderstandsfähig). Und tatsächlich gehören die PIWIs zu den spannendsten Projekten im  Weinanbau. Schließlich brauchen sie deutlich weniger Pflanzenschutz – noch weniger, als im „normalen Öko-Anbau eingesetzt wird. Die Reben können sich einfach selbst wehren.

Selbst dem größten Reben-Feind bieten sie die Stirn: dem Mehltau. Wenn PiWis vom Mehltau befallen werden, geht in ihren Zellen ein faszinierender Mechanismus los: Sie verschließen die Öffnungen und verstärken die Zellwände; gleichzeitig reichert die Rebe die betroffenen Stellen mit antimikrobiellen Stoffen an – kurzum: Sie wehrt den Pilz ab. Für die Winzer*innen ist das traumhaft: Sie haben Sorgen weniger und müssen sich nicht um Pflanzenschutz kümmern. Gerade für schwierige Parzellen, in denen es sehr zeitaufwendig ist, die Reben zu pflegen, sind PiWis eine tolle Option. „ Diese Sorten tragen dazu bei, die Kulturlandschaft zu bewahren“, sagt Ökowinzer Andreas Stutz. Er kultiviert seit 30 Jahren die widerstandsfähigen Sorten und gehört damit zu den wenigen Winzer*innen mit jahrelanger PiWi-Erfahrung. Daher weiß er auch, wie viel Zeit und Geld er dadurch spart.  

Die wichtigsten Piwi-Sorten

Schließlich müssen die Winzer*innen weniger häufig in den Weinberg fahren, der Boden wird weniger belastet, der CO2-Ausstoß wird reduziert. Also die perfekten Öko-Sorten. 

Ihr kennt sie nicht?

Höchste Zeit, euch miteinander bekannt zu machen:

Johanniter
Ein Weißwein, der meist eher zurückhaltend und leicht wirkt. Aromatik erinnert oft an Apfel und Melone, angenehme Säure.
Wer Weißburgunder mag, wird mit dieser Piwi-Sorte glücklich  

Cabernet Blanc
Aroma pur, das ist Cabernet Blanc! Mal präsentiert er sich mit intensivem Cassis-Aroma, ein andermal mit Paprikaaroma, in warmen Jahren bringt er Exotik ins Glas mit Aromen von Maracuja und Pfirsisch. Der Cabernet Blanc ist durchaus extravagant und für Fans von Sauvignon Blanc die größte Freude. 

Regent
Intensive Beerenaromen, Pflaumenduft und weiches Mundgefühl – der Regent ist schon ein Schmeichler. Im Holz ausgebaut kann er ganz schön kräftig bis scharf-würzig werden. Einfach Winzer*in fragen, wie der Wein gemacht wurde. 

Souvignier Gris
Fruchtbetonter Weißwein, geht oftmals in eine gelbfruchtige Richtung, die an Grauburgunder erinnert. Kann aber auch kräftig ausfallen, je nach Machart. 

Cabernet Cortis
Wer kräftige Rotweine mag, wird den Cabernet Cortis lieben. Hat oft Ecken und Kanten, gleichzeitig rotfruchtige Beerenaromen. 

Das sind nur die gängigsten PIWIs, ein großes Kompendium zum Thema findet ihr auf https://piwi-international.de 

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