Wandern auf der Schwäbischen Alb: Durch den wilden Süden

Ihr wollt oder sollt in Deutschland urlauben? Wir hätten da eine Idee: Kommt in den Südwesten, wandert den Hauptweg 5 des Schwäbischen Albvereins und vergesst alles, was Ihr über Wandervereine denken. So verbringt Ihr zehn Tage voller atemberaubender Landschaften – und voller Genuss. Eine Gebrauchsanweisung.
Blick von den Härten Richtung Albwww.neigschmeckt-magazin.de/hw5/2

Wandern auf der Schwäbischen Alb: Durch den wilden Süden

Ihr wollt oder sollt in Deutschland urlauben? Wir hätten da eine Idee: Kommt in den Südwesten, wandert den Hauptweg 5 des Schwäbischen Albvereins und vergesst alles, was Ihr über Wandervereine denken. So verbringt Ihr zehn Tage voller atemberaubender Landschaften – und voller Genuss. Eine Gebrauchsanweisung.

Es gibt im Ländle eine Institution, die viel zu wenig gewürdigt wird gemessen daran, wie vielen Menschen sie Glücksstunden verschafft. Und dieses Jahr, wo Ihr Euren Urlaub vermutlich in Deutschland verbringt, habt Ihr auch etwas davon: Es handelt sich um den Schwäbischen Albverein. Ein hochprofessionell aber von Ehrenamtlern organisierter Verein, der ganz Baden-Württemberg mit einer Reihe an Fernwanderwegen durchzogen und diese aufs akkurateste ausgeschildert hat. Was er bei all dem Eifer, und angesichts der Höllenarbeit für die Beschilderung ist das nur verständlich, nicht so schön gemacht hat: die einzelnen Wege so öffentlich aufgearbeitet, dass man sich ohne großen Aufwand schonmal von zu Hause vorbereiten kann. Das übernehmen wir gerne an dieser Stelle – und empfehlen das Wandern auf der Schwäbischen Alb.

Wir beginnen mit dem Hauptwanderweg 5, der für uns der schönste aller zehn Wege ist. Vor allem, weil er entlang der 307 Kilometer einen einmaligen Eindruck von der Vielfalt und der abwechslungsreichen Schönheit dieses Bundeslandes gibt: Angefangen im Nordschwarzwald, über die einmalige Schwäbische Alb, durchs karge Oberschwaben ins üppige Allgäu. Wir beschreiben im Folgenden den exakten Weg, wie ihn der Albverein auch ausschildert. Wegen Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten stellen wir die Etappen aber zum Teil anders zusammen. Wenn Ihr nicht den ganzen Weg laufen wollt, empfehlen sich Ein- und Ausstiege in Weil der Stadt, Herrenberg, Tübingen, Biberach, Bad Waldsee oder Leutkirch – ja nach gewünschter Etappenzahl. Das schönste Stück beginnt ab Herrenberg, ab dann bleibt es uneingeschränkt empfehlenswert bis zum Schwarzen Grat.

Ab jetzt folgt Ihr beim Wandern auf der Schwäbischen Alb unserer Aufzählung – und dem roten Querbalken mit dem „HW 5“-Schriftzug.

Etappe 1

Strecke: Pforzheim – Tiefenbronn, 14 Kilometer

Anfahrt: Ihr erreicht den Bahnhof Pforzheim mit dem Nah- und Fernverkehr aus Richtung Karlsruhe oder Stuttgart. Vom Hauptbahnhof fahrt Ihr zehn  Minuten mit der Bus-Linie 666 bis Pforzheim Kupferhammer. Dann geht es los

Besonderheiten: Schöne, sanfte Auftakttour durch den Schwarzwald.

Einkehr: Gasthaus Sonne, Seehausstraße 1, Tiefenbronn. Die Gaststube gehört zu einer Metzgerei und macht ganz wunderbare, günstige badische Traditionsküche. Urig, aber nicht grob.

Übernachtung: Business Class Hotel Häckermühle, Im Würmtal 5. Nicht vom Namen irritieren lassen, ist gemütlich und ordentlich. Liegt direkt am Weg.

Etappe 2

Strecke: Tiefenbronn – Weil der Stadt, 14 Kilometer

Besonderheiten: Tolle Panoramastrecke mit einigen knackigen Steigungen.

Einkehr: Ox und Q, Pforzheimer Str. 19, Weil der Stadt. Vesperstube, Szenekneipe, aber überhaupt nicht überkandidelt. 

Übernachtung: Nachtquartier, Brastraße 3. Leider 1,5 Kilometer außerhalb. Wir habe in Weil nichts anderes gefunden.

Etappe 3

Strecke: Weil der Stadt – Ehningen, 16 Kilometer

Besonderheiten: Schwaben ist nicht nur Land. Hier sieht man relativ viel Industrie. Wenn es eine Etappe gibt, die sich zu ignorieren lohnt, dann diese.

Einkehr: Landhaus Feckl, Keltenweg 1.

Übernachtung: Landhaus Feckl, Keltenweg 1.

Etappe 4

Strecke: Ehningen – Herrenberg, 14 Kilometer

Besonderheiten: Schöne Waldetappe mit einigen knackigen Steigungen. Erst Anklänge, die auf das nahende schwäbische Streuobstparadies hinweisen.

Einkehr: Guter Rat ist teuer. Wenn Ihr noch Zeit habt, macht Ihr einen Abstecher mit der S- oder der Regional-Bahn nach Stuttgart, wo sich das Martha’s oder die Speisekammer West anbieten. Wenn Ihr in Herrenberg bleibt: Heute Abend vielleicht mal Döner oder Pizza.

Übernachtung: Hotel Hasen, Hasenplatz 6

Etappe 5

Strecke: Herrenberg – Tübingen, 20 bis 26 Kilometer

Besonderheiten: Immer den Schönbuch im Blick, geht es über Höhenzüge das Ammertal entlang. Ihr habt jetzt die Wahl: Weicht ab Entringen vom eigentlichen HW5 ab und haltet Euch über Unterjesingen Richtung Tübingen. Oder folgt der Beschilderung des HW 5 Richtung Bebenhausen, was sich für das Kloster dort lohnt. Da Ihr aber dort nicht gut übernachten könnt, müsst Ihr Euch dort entscheiden, die sechs Kilometer bis Tübingen weiter zu laufen. Oder einen der beiden halbstündig verkehrenden Busse 826 oder 828 nach Tübingen Hauptbahnhof zu nehmen, dauert acht Minuten.

Einkehr: Herzog Ulrich, Ulrichstr. 11, bietet einige schwäbische Klassiker, aber auch vegane Pasta und Schnitzel mit Bratkartoffeln. Feine Wein- und Bierauswahl, schöner Biergarten.

Übernachtung: Jugendherberge, Hermann-Kurz-Str. 4 

Etappe 6

Strecke: Tübingen – Pfullingen, 25 Kilometer

Besonderheiten: Nun beginnt das echte Wandern auf der Schwäbischen Alb: Um von der Jugendherberge zurück zum HW5 zu finden, folgt Ihr aber zunächst dem Neckar bis Lustnau. Ab dann geht der Weg weiter über den Höhenzug Härten, streift Reutlingen und führt über einige saftige Steigungen nach Pfulligen. Dort könnt Ihr nicht übernachten. Es fahren aber regelmäßig Stadtbusse nach Reutlingen.

Einkehr: Café Nepomuk, Unter den Linden 23. Sieht studentisch aus, bietet aber sehr solide und fair gemacht Küche – von selbstgemachten Maultaschen aus glücklichen Zutaten bis zum veganen Gyros.

Übernachtung: Arthotel Ana, Kaiserpassage 5. Gewinnt keinen Romantikpreis, ist aber zweckdienlich. Frühstückt allerdings lieber bei Bäcker Berger am Busbahnhof, da müsst Ihr eh hin, um wieder nach Pfullingen zu kommen.

Etappe 7

Strecke: Pfullingen – Engstingen, 17 Kilometer

Besonderheiten:  Nun seid Ihr mitten auf der Alb. Steigungen, Burgen, Stille. So geht Wandern auf der Schwäbischen Alb. Wenn Ihr Glück habt, wird an der Burg Derneck im Wanderheim das Café betrieben oder Ihr kehret in den Biergarten am Schloss Lichtenstein. Falls Ihr auf Vorrat essen könnt: Überlegt Es Euch, das Tagesziel Engstingen ist gastronomisch überschaubar attraktiv.

Einkehr: Wenn Ihr Glück habt, hat der kleine Bioladen noch auf, der Alb-Spezialitäten anbietet und Euch alles für ein Picknick hat. Ansonsten geht Ihr in den Engstinger Hof essen, wo es einfache aber wirklich grund liebevolle griechische Teller gibt.

Übernachtung: Engstinger Hof, Kleinengstinger Str. 2.

Etappe 8

Strecke:  Engstingen – Indelhausen, 24 Kilometer

Besonderheiten: Ihr biegt im Laufe des Tages ins Lautertal ein, was ohne Übertreibung eines der schönsten Täler in Baden-Württemberg ist – und das Highlight beim Wandern auf der Schwäbischen Alb. Essen und übernachten solltet Ihr in Indelhausen, einem Vorort von Hayingen. Der romantischste auf dem ganzen HW5.

Einkehr: Gasthof Hirsch, Wannenweg 2.

Übernachtung: Gasthof Hirsch, Wannenweg 2.

Etappe 9

Strecke: Indelhausen – Obermarchtal, 23 Kilometer

Besonderheiten: Ihr verlasst nun schon ganz langsam die Alb und biegt in Richtung Donau-Tal ein. Unterwegs kommt Ihr in Lauterach an einem der tollsten Regional-Läden des Landes vorbei, den Lauteracher Feldfrüchten. Schaut rein, die schicken die Linsen, Getreide oder Wurstprodukte auch per Post nach. Tragen entlang des HW5 sollte man es nämlich nicht: Ganz am Ende erklimmt Ihr noch einen ziemlichen Höhenunterschied, um in das Nachtquartier zu kommen.

Einkehr: Kloster Obermarchtal. Wer im Kloster übernachtet, kann am Abendessen teilnehmen. Wir empfehlen das angesichts der fehlenden Alternativen.

Übernachtung: Kloster Obermarchtal.

Etappe 10

Strecke: Obermarchtal – Uttenweiler, 19 Kilometer

Besonderheiten: Das war’s mit dem Wandern auf der Schwäbischen Alb, nun geht der HW5 nach Oberschwaben. Das begrüßt Euch gleich zu Beginn mit seinem höchsten Berg, dem Bussen. Nach dem Aufstieg könnt Ihr dort in dem Lokal eine schöne Mittagsrast verbringen.

Einkehr: Macht nochmal Picknick. Der Dorfladen in Uttenweiler hat ein bemerkenswertes Vesper-Sortiment.

Übernachtung: Das ist das einzige Mal, das wir passen müssen. Im Wiesenweg 15 bietet eine Familie eine Ferienwohnung an, das Hofgut Dettenberg am Dettenberg 1 etwas außerhalb hat ein Haus. Ansonsten empfehlen wir die Busfahrt nach Riedlingen, wo es einige Hotels gibt.

Etappe 11

Strecke: Uttenweiler – Biberach, 19 Kilometer

Besonderheiten: Herrliches Oberschwaben. Entspannte Schlender-Wanderung durch schöne Flachlandschaft.

Einkehr: Nehmt den Bus in den Ortsteil Mittelbiberach und geht ins Esszimmer. Ihr könnt es dort mit einem Sechs-Gang-Menü krachen lassen, oder einfach ein Schnitzel oder ein Gemüsegericht essen. Lohnt sich so oder so.

Übernachtung: Auch wenn es umständlich ist, fahrt zu Paula Weber in Mettenberg („Bio Paula“). Das ist die wirklich gemütlichste Übernachtungsstelle. Der Stadteilbus bringt Euch vom Bahnhof gut hin.

Etappe 12

Strecke: Biberach – Steinhausen, 20 Kilometer

Besonderheiten: In Steinhausen erwartet Euch die einst schönste Dorfkirche der Welt.

Einkehr: Linde, Ingoldinger Str. 2

Übernachtung: Linde, Ingoldinger Str. 2

Etappe 13

Das Etappenziel Bad Waldsee liegt an einem lauschigen See

Strecke: Steinhausen – Bad Waldsee, 17 Kilometer

Besonderheiten: Hier wird es etwas knifflig. Damit Ihr am Abend übernachten könnt, müsstet Ihr nach etwa 12 Kilometern den HW 5 verlassen und Euch Richtung Bad Waldsee halten. 

Einkehr: Gasthof Kreuz, Gut-Betha-Platz

Übernachtung: Hotel Kreuz, Gut-Betha-Platz 

Etappe 14

Strecke: Bad Waldsee – Bad Wurzach, 13 Kilometer

Besonderheiten: Weil Ihr gestern vom Weg abgekommen seid, müsst Ihr ihn heute neu suchen. Macht nichts. Verlasst Bad Waldsee in Richtung Bad Wurzach/Haisterkirch. Ist alles ausgeschildert. In Haisterkirch biegt Ihr links ab, Richtung Hittelkofen. Dort findet Ihr den Weg wieder. Folget nicht dem Impuls, einfach der Straße nach Bad Wurzach entlang zu gehen.

Einkehr: Saperlott, Schulstraße. Heute gibt’s was einfaches. Die Pasta enthält in jedem Fall viel Liebe.

Übernachtung: Gesundheitshotel Rössle, Schulstr. 12

Etappe 15

Strecke: Bad Wurzach – Leutkirch, 18 Kilometer

Besonderheiten: Willkommen im Allgäu. Direkt hinter Bad Wurzach beginnt die sanfte Hügellandschaft. Ihr kommen an einer Schaukäserei vorbei, zu der wir Euch guten Gewissens schicken, weil dann bis Leutkirch keine Einkehr mehr möglich ist.

Einkehr: Brauereigasthof Mohren, Wangener Str. 1.

Übernachtung: Brauereigasthof Mohren, Wangener Str. 1

Etappe 16

Strecke: Leutkirch – Kloster Rimpach, 18 Kilometer

Besonderheiten: Entspannte Wanderung durchs Vor-Alpenland. Wir haben am Etappenziel schlechte Erfahrungen mit der einzigen Übernachtungsmöglichkeit gemacht. Deswegen empfehlen wir: Fahrt nochmal nach Leutkirch zurück, übernachtet wieder beim Mohren. Geht dieses Mal abends im Bahnhof Leutkirch essen. Lohnt sich. Unter anderem, weil das dortige Kollektiv ebenfalls ein formidables Bier braut. Ein Bus fährt mindestens stündlich zwischen Rimpach und Leutkirch und braucht etwa 20 Minuten.

Etappe 17

Strecke: Kloster Rimpach – Schwarzer Grat – Abgang – 18 Kilometer

Besonderheiten: Finale. Toller Anstieg auf den Schwarzen Grat. Allerdings dran denken:: Vom Schwarzen Grat kommt Ihr nur zu Fuß weg. Ihr müsst bei der Tagesplanung also noch etwa vier Kilometer Abstieg in Richtung Bolsternang mit einrechnen. Der letzte sinnvolle Bus fährt da um 16.14 Uhr, wenn Ihr am Abend noch weiter wollt. Wenn Ihr eh nur bis Isny möchtet, gibt es um 17.47 noch eine Verbindung. Wir empfehlen allerdings die Abreise bis Ravensburg, dafür steigt Ihr in Isny einmal um. Von Ravensburg aus habt Ihr dann allerlei Möglichkeiten mit der Bahn Richtung Bodensee oder Ulm und Stuttgart.

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